Interview Chemtogether 2017 Dr. Jonas Bürgler

Was sind Ihre Aufgaben als Senior Chemist PR&D bei CARBOGEN AMCIS?

„Ich bin ein leitender Chemiker in der Abteilung für Prozessforschung und Entwicklung in unserem Unternehmen. In meiner Verantwortung liegt die Laborentwicklung, ich kontrolliere die Produktion meiner Projekte, organisiere die Rohmaterialien und schreibe Produktionsvorschriften. Ich arbeite eng zusammen mit der Abteilung für Qualitätskontrolle um eine hohe Qualität unserer Wirkstoffe gewährleisten zu können. Darüber hinaus schreibe ich Offerten für zukünftige Projekte und kommuniziere den Fortschritt von Projekten an unsere Kunden (in Form von Berichten oder in Telefonkonferenzen).“

Arbeiten Sie die meiste Zeit in Bubendorf oder bringt Ihre Position viel Reisen mit sich?

„CARBOGEN AMCIS hat vier Standorte in der Schweiz, wobei Bubendorf als größter Standort auch der Hauptsitz ist. Ich arbeite am Standort Neuland in Hunzenschwil, einer kleinen Stadt in der Nähe von Lenzburg. Abhängig von den Projekten an denen ich gerade arbeite reise ich auch ein- oder zweimal im Monat zu den Standorten in Aarau und Bubendorf. Abgesehen von den anderen Standorten von CARBOGEN AMCIS ist es in meiner Position eher ungewöhnlich zu Reisen und kommt daher auch kaum vor.“

Während Ihres Doktorats haben Sie an P-stereogenen Ferrocenyl Phosphinen und deren Anwendung als Liganden in der asymmetrischen Katalyse gearbeitet. Ist Ihnen Ihr dabei erlerntes Wissen bei CARBOGEN AMCIS von Vorteil?

„Ich hatte bisher noch nicht die Chance mit phosphorhaltigen Verbindungen oder mit Ferrocenen zu arbeiten, jedoch ist die Anwendung von katalytischen Methoden und ein guter Kenntnisstand in metallorganischer Chemie und asymmetrischer Synthese eine Voraussetzung für meine Arbeit. Eines der wichtigsten Dinge die man während seines Doktorats lernt ist meiner Meinung nach wie man ein spezifisches Problem angeht und schließlich löst.“

Also ist in der Industrie nicht notwendig Experte auf einem spezialisierten Gebiet zu sein, wie zum Beispiel dem einer Doktorarbeit?

„Ein Spezialist in einem Teilgebiet der organischen Chemie zu sein ist sicher nützlich, jedoch ist es von viel größerer Bedeutung ein breites Wissen in synthetischer organischer Chemie vorzuweisen und lösungsorientiert arbeiten zu können.“

Wie unterscheidet sich die Tätigkeit an einer Universität von Arbeit in der Industrie?

„In der Industrie liegt der Fokus stärker auf dem Erreichen eines Ziels als darauf, eine wissenschaftliche Begründung zu finden oder eine These zu belegen. Besonders für Dienstleister wie CARBOGEN AMICS ist es oft wichtiger, eine bestimmte Menge eines Produkts zu liefern als dieses auf dem elegantesten Weg herzustellen. Sicherheitsvorschriften, Qualitätsaspekte sowie Behördenanforderungen und Kundenansprüche sind weitere Faktoren, welche einen Prozess beeinflussen, während an Universitäten die “Chemie” des Öfteren der einzige Aspekt ist, welchen es zu beachten gilt.“

Gibt es einen direkten Weg sich von CARBOGEN AMICS ein eigenes Bild zu machen – entweder durch ein Praktikum oder ein Zusammenarbeit im akademischen Umfeld?

„Durchaus. Wir offerieren Lehrstellen sowie Praktika an gewissen CARBOGEN AMICS-Standorten an. Studenten können für weitere Informationen dazu direkt unser Personalbeschaffungsteam kontaktieren. Wir kollaborieren von Zeit zu Zeit ebenfalls mit Universitäten, meistens für kleine Syntheseprojekte.“

Wie finden Sie neue Ideen für zukünftige Projekte?

„Als Dienstleister sind wir oft den Synthesewegen und Vorstellungen der Kunden verpflichtet. Wenn wir jedoch zeigen können, dass gewisse Änderungen einen Prozess sicherer, effizienter oder kosteneffizienter machen, stimmen die meisten Kunden diesen Änderungen gerne zu. Dies ist in der Anfangsphase eines Projekts, in welcher der Kunde weniger an einen vorhandenen Prozess gebunden ist, öfters der Fall.“

Ist es immer einfach, Ihre Kunden von diesen zu überzeugen?

„Viele Kunden sind auch daran interessiert, die Kosten einer ausführlichen Entwicklung niedrig zu halten, besonders wenn sie davon überzeugt sind, das ihr Prozess für die Produktion gut genug ist. Deswegen ist es nicht immer einfach, sie für mehr Prozessentwickung zu begeistern, auch wenn dies uns und unseren Kunden das Leben einfacher machen könnte.“

Was hat dazu geführt, CARBOGEN AMCIS als Arbeitgeber zu wählen? Wie war der Bewerbungsvorgang – haben Sie sich auf eine ausgeschriebene Bewerbung oder war es eine Initiativbewerbung?

„Ich habe mich auf eine ausgeschriebene Position beworben, eine Eintrittsstelle als Projektchemiker. Ich hatte ein Interview vor Ort, welches mir ein gutes Bild von CARBOGEN AMCIS und auch von meiner Funktion als Projektchemiker gegeben hat. Die Leute waren freundlich und die Atmosphäre locker und offen, was mich überzeugt hat, dass die Arbeit bei CARBOGEN AMCIS zu mir passt. Und ich bin immer noch der gleichen Ansicht.“

Was wäre Ihr Ratschlag für eine Person, die kürzlich einen Abschluss an der ETH gemacht hat und einen Job sucht?

„Ich denke, dass es wichtig ist zu versuchen, einen Job zu finden, der gut zu einem passt. Bei dem derzeitigen Arbeitsmarkt ist dies schwierig, oft bewerben sich Studienabgänger auf Stellen, die sie gar nicht unbedingt wollen nur um einen Fuss in der Tür zu haben. Das ist verständlich, aber normalerweise profitiert weder der Angestellte noch die Firma davon. Mit einem Ph.D. in Chemie hat man eine grosse Auswahl von Optionen in vielen Feldern der chemischen Industrie, daher ist es wichtig sich über die Möglichkeiten zu informieren und herauszufinden, welche Stelle am besten passen würde. Deshalb ist es wichtig, die Stellenbeschreibungen gründlich zu lesen um heraus zu finden um was es in dem Job geht. Es ist auch nicht verboten, die Firmen direkt nach mehr Informationen zu fragen.“